Verordneter Schulerfolg

Datum: 9.05.2014
Wenn Erfolg verordnet wird, scheitern die Schüler eben später

Den Berliner Lehrern ist nichts fremd, wenn es um die Untiefen des Schülerniveaus geht. Aber sie müssen diese Klientel begleiten und zu Abschlüssen führen. Irgendwie. (…)
Da werden die Zugangsvoraussetzungen heruntergesetzt, da jagt eine Nachprüfung die andere, um bloß keinen Schüler ohne ein Zertifikat ins Leben zu entlassen. Das ist ebenso rührend wie armselig. Rührend, weil keiner auf der Strecke bleiben soll. Armselig, weil mit Potemkinschen Dörfern, die falsche Erwartungen wecken, niemandem gedient ist: weder den Schülern noch den Arbeitgebern, die spätestens bei ihren hauseigenen Aufnahmetests feststellen, dass nichts dahintersteckt. (…)
Der Senat ist offenbar krampfhaft bemüht, die neu gestartete Sekundarschule via Abschlussquoten zum Erfolgsmodell puschen zu wollen. Wenn weniger Zehntklässler durchfallen als zuzeiten der Hauptschule, ist der Beweis erbracht, dass die Reform gut war.(…)
Es gibt keinen Abschluss für alle. Es sei denn, man baute weiterhin Potemkinsche Dörfer.

zum Artikel:  Der Tagesspiegel, 09.05.2014, Susanne Vieth-Entus, Wenn Erfolg verordnet wird, scheitern die Schüler eben später