Brandbrief an die Berliner Bildungssenatorin

Schule als „Reparaturbetrieb der Gesellschaft“

Das komplette Kollegium – Lehrer und Erzieher – der Sonnen-Grundschule Berlin hat mit einem zweiseitigen Brandbrief an die Bildungssenatorin auf ihre Notlage aufmerksam gemacht. Personalmangel, „unbegrenzte Inklusion“ und die besonders schwierige Schülerschaft hätten zu einer Situation geführt, in der der normale Schulbetrieb nur noch „nebenher“ laufe. (TSP, 16.05.2018) Bereits im Februar diesen Jahres haben Grundschullehrer von Brennpunktschulen mit einem Ausländeranteil von 90 Prozent Alarm geschlagen. 

Die Schulen würden immer mehr zum Reparaturbetrieb unserer Gesellschaft, seien dafür aber nicht ausreichend ausgestattet, kritisierte der Neuköllner Abgeordnete Joschka Langenbrinck (SPD).  Die Sonnen-Grundschule sei „exemplarisch“ für viele Brennpunktschulen. (TSP, 17.05.2018)

Brandbrief aus Neukölln-Berlin:

Zum Brandbrief:
https://www.tagesspiegel.de/downloads/22574132/2/brandbrief_sonnen_grundschule_april_2018_kurz.pdf

Die Antwort:
Die Schulsenatorin hat darauf geantwortet, dass den Brennpunktschulen schon jetzt Ermäßigungsstunden, Sprachförder- und Integrationsstunden zustehen, wenn die Klasse entsprechend zusammengesetzt ist. Die Neuköllner Grundschulen wiesen schon jetzt die kleinsten Klassen auf. Außerdem wolle der Senat den Brennpunktschulen durch zusätzliche Verwaltungsleistungen helfen und den Lehrern so Freiraum für ihre eigentlichen Aufgaben verschaffen. (FAZ, 18.05.2018)

Der erschütternde Brief der Sonnen-Grundschule beschreibt unglaubliche Zustände. […] Es bleibt aber zweifelhaft, ob selbst die traurigsten Erfahrungen endlich auch die Ideologen wecken. Wilfried Seiring, ehemaliger Leiter des Landesschulamtes Berlin, in einem Leserbrief an den Tagesspiegel vom 20.05.2018

Nach Informationen der Berliner Morgenpost vom 5.6.2018, „500 Erzieher von 22 Grundschulen schreiben Brandbrief“, kam aber ein solcher Hilferuf nicht nur aus der Sonnen-Grundschule, sondern auch aus der Karlsgarten-Grundschule, der Janusz-Korczak-Schule, der Peter-Petersen-Schule und der Regenbogen-Schule. „Solidarisch“ schloss sich auch die Otto-Hahn-Sekundarschule an. „Alle Probleme, von denen Sie aus den Brennpunkten dieser Stadt hören, treffen in besonders dramatischer Weise gerade auf unseren Kiez zu“, heißt es dort. „So wollen und können wir nicht mehr arbeiten.“ Die Briefeschreiber halten der Bildungssenatsverwaltung vor, es sei „fahrlässig“, angehende Lehrer – egal ob Quereinsteiger oder Referendare – gegen ihren Willen an Brennpunktschulen auszubilden.

Anmerkungen im Einzug durch Schulforum-Berlin.

zu den aufgeführten Artikeln:  https://www.tagesspiegel.de/berlin/brandbrief-aus-neukoelln-schule-nur-nebenher-hilferuf-aus-berliner-grundschule/22546538.html
https://www.tagesspiegel.de/berlin/krisenstimmung-im-lehrerzimmer-weitere-berliner-grundschulen-schlagen-alarm/22573796.html
http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/hoch-schule/berliner-lehrer-klagen-in-brandbrief-ueber-inklusionszwang-15595441.html