Archiv für den Tag: 5. März 2015

37% der Drittklässler verfehlen Mindeststandard in der Rechtschreibung

Datum:   04.03.2015
Orthographie in Schulen
Schraibm nach gehöa

Das „Schreiben nach Gehör“ ist keine Methode, sondern unterlassene Hilfeleistung. Es schadet den Kindern und der Gesellschaft, es zementiert soziale Ungleichheit.

Auf eine Anfrage hin veröffentlichte die Landesregierung von Mecklenburg-Vorpommern die Ergebnisse von Vergleichsarbeiten der dritten Klassen. Dabei stellte sich heraus, dass 37 Prozent der Drittklässler den Mindeststandard der Kultusministerkonferenz in der Rechtschreibung verfehlten. 26 Prozent der Schüler lagen nur knapp darüber.

Nicht nur in diesem Bundesland wird auf Kosten ganzer Schülerjahrgänge auf Anweisung der Kultusbehörde experimentiert. Schon in den Vorjahren waren die Ergebnisse in Orthographie schlecht. Der Grund ist, dass alle Bundesländer vor 10 bis 15 Jahren das „Schreiben nach Gehör“ eingeführt haben.

zum Artikel:  FAZ, 04.03.2015, Uta Rasche, Schraibm nach gehöa


Da Lese- und Schreibkompetenz eine Schlüsselqualifikation für alle anderen Fächer ist, bringen schwache Leser und Schreiber folglich auch schwache Leistungen in diesen.
Kultusminister in Mecklenburg-Vorpommern, Mathias Brodkorb: „Wenn sich herausstelle, dass die Methode „Schreiben nach Gehör“ für die schlechten Rechtschreibkenntnisse verantwortlich sei, müsse man prüfen, ob diese Methode weiter angewendet werden solle.“
Was heißt hier prüfen – sofort „Schreiben nach Gehör“ stoppen und zwar bundesweit! Die erschreckenden Ergebnisse der „Methode“ liegen den nachfolgenden Schulen lange vor.

Finnland streicht die elementare Kulturtechnik der Schreibschrift

Datum: 23.01.2015
Die neue Finn-Schrift: Druckbuchstaben und tippen am Display
Ralf Lankau
In Finnland lernen Kinder ab Herbst 2016 in den Grundschulen nur noch eine Schrift aus Druckbuchstaben, sie üben das Tippen mit Tastaturen und an Touchscreens.

Finnland streicht die elementare Kulturtechnik der Schreibschrift ab Herbst 2016 in den Grundschulen und deklariert schnelles Tippen als Bildungsziel. Absurd.
Nach dieser Logik sollte man sich auch nicht mehr die Mühe machen, den Kindern korrekte Schreibweisen der Begriffe und die Grammatik ihrer Muttersprache beizubringen. Das erledigen Korrekturprogramme im Autokorrektur-Modus doch viel schneller und zuverlässiger als die Eleven.
Nach dieser Logik könnte man ebenso das gemeinsame Kochen in der Schulküche aussetzen und stattdessen Tiefkühlpizza in der Mikrowelle erhitzen. Das ist billig, effizient, die Kinder werden satt und an das Essen von Fastfood gewöhnt.

zum Artikel:  Gesellschaft für Wissen und Bildung, 23.01.2015, Ralf Lankau, Die neue Finn-Schrift: Druckbuchstaben und tippen am Display

Förderschwerpunkt Geistige Entwicklung

Datum: 03.03.2015
Für mich ist es wichtig, dass sich jedes Kind entwickeln kann

Ein Besuch in der Astrid Lindgren Förderschule in Weisswasser
Das Gespräch mit der Schulleiterin Christiane Burges führte Dieter Sprock

„Erst kürzlich hatten wir Eltern, die unbedingt wollten, dass ihre Tochter in eine Grundschule kommt, möglichst wohnortnah. Nach der Diagnostik, die wir durchführen, war es aber eindeutig ein G-Kind, das heisst, ein Kind mit Schwerpunkt Geistige Entwicklung, das unbedingt nach unserem Lehrplan unterrichtet werden sollte. Das Problem ist, dass dieses Mädchen selbst in einer kleinen Grundschulklasse ein besonderes Angebot bräuchte, das unserem Lehrplan entspricht. Sie bräuchte einen Sonderpädagogen, den die Schule parallel zur Verfügung stellen müsste. Jetzt müssen Sie sich das einmal vorstellen: Das Mädchen müsste mindestens 15 Stunden, wenn die anderen ihre Deutsch- und Mathe­angebote haben, ein Angebot auf ihrem Level kriegen. Das kann die Grundschullehrerin doch gar nicht leisten, die muss sich ja um die anderen kümmern. Neben diesen Fächern gibt es aber auch Sport und andere Fächer, in denen das Mädchen nicht mitmachen könnte. Es bräuchte einen Integrationsbegleiter, also noch einmal eine weitere Person. Das Mädchen muss beim Transport begleitet werden, es braucht Hilfe beim Schuheanziehen und beim Umziehen und, und, und. Jetzt gucken Sie mal den Aufwand an, den man betreiben müsste, und hier steht eine Schule, die das alles leisten kann. Eigentlich ist das doch verrückt, oder? Inzwischen ist diese Frage geklärt. Die Eltern haben von ihrem Recht auf Widerspruch und gerichtlichen Schritten Gebrauch gemacht und in der Instanz des sächsischen Oberverwaltungsgerichts Recht bekommen, so dass das Mädchen seit Ende November in einer Grundschule unterrichtet wird, mit all den genannten Rahmenbedingungen.“

zum Artikel:  Zeit-Fragen, 03.03,2015, Dieter Sprock, Für mich ist es wichtig, dass sich jedes Kind entwickeln kann


siehe auch:

Gemeinsames Lernen – Verloren in Buchstabenreihen

Im Sauerland führt eine Mutter eine Kampagne zur Erhaltung von Förderschulen. Sie meint, dass ihr lernbehinderter Sohn dort besser aufgehoben ist – und weiß schon fast 12.000 Unterstützer hinter sich.

zum Artikel:  FAZ, Politik, 12.07.2014, Reiner Burger, Gemeinsames Lernen – Verloren in Buchstabenreihen