Handyspiele für Kinder und Jugendliche: Ballern, Sex und Antise­mitismus

Zehn fachkundige Tester von Stiftung Warentest haben über drei Monate intensiv 16 Spiele durchgespielt. Alle Spiele-Apps die getestet wurden sind ab unter 6, 6 oder 12 Jahren freigegeben. Es sind also sowohl Spiele für Kleinkinder, Schulkinder als auch Spiele-Apps für Jugend­liche dabei.

Unter den 16 getesteten Spiele-Apps fanden die Tester: Ballerspiele, Amokläufe, Sexszenen und furcht­erregende Monster und leider auch zahlreiche Hass­botschaften, viele davon antise­mitisch.

Die zehn umsatz­stärksten Spiele

Von den 16 populären Spiele-Apps für Android waren 15 kostenfrei und eines kosten­pflichtig. Ausgesucht wurden von der Stiftung Warentest die zehn umsatz­stärksten Spiele (Stand: 15. Januar 2024). Ausgeschlossen wurden Apps, die laut der Unterhaltungs­software-Selbst­kontrolle (USK) erst ab 16 Jahren geeignet sind.

Wie Spiele-Apps Kinder manipulieren und Druck erzeugen

Die meisten Spiele-Apps sind zwar an sich kostenlos, doch die Betreiber setzen stark auf In-App-Käufe, um Geld „einzuspielen“. Spieler können zum Beispiel virtuelle Waffen, Textilien oder Ressourcen wie Münzen, Edelsteine oder Sternen­staub kaufen. Bis zu 240 Euro können pro Kauf in den untersuchten Apps anfallen. Die Anbieter verwenden viele Design-Tricks, um die Spieler zu Käufen zu drängen – gerade Kinder sind solchen Mecha­nismen oft schutz­los ausgeliefert.

Die Tester bemängelten das „manipulative Spieldesign der Apps“. Es verleite die Spieler dazu, immer mehr zu spielen und dabei auch immer mehr zu kaufen. So gebe es beispielsweise Belohnungen für das tägliche Spielen, „soziale“ Verpflichtungen gegenüber Mitspielenden oder Aufforderungen, sich zu bestimmten Zeiten ans Handy zu setzen. Spieledesigner versuchten demnach, die Kinder zum Kauf virtueller Gegenstände zu verleiten oder bauen Wartezeiten ein, die sich per Kauf überspringen lassen.

„Abwarten und leiden – oder Geld ausgeben“, so das Geschäftsmodell.

Die Daten­schutz-Prüfung ergab:

Alle 16 Spiele-Apps für Kinder im Test wiesen in ihren Daten­schutz­erklärungen gravierende Mängel auf. Das Gleiche gilt für die Allgemeinen Geschäfts­bedingungen.

Das Gesamturteil der Tester über 15 der 16 Spiele-Apps: „Inakzeptabel“.

Dass die Games-Industrie an den umsatzstarken Spiele-Apps im Sinne des Kinder- und Jugendschutzes Änderungen vornimmt, ist mit Blick auf die Ergebnisse der Jahre 2017 und 2019 nicht zu erwarten: Nahezu der komplette Games-Umsatz auf Smartphones und Tablets wird durch „kostenlose“ Free2Play-Titel erwirtschaftet. Allein in Deutschland hatte die Branche im Jahr 2023 Einnahmen von über 3 Milliarden € mit In-App-Käufen.

Im Mobilegames-Bereich steht das Free2Play-Geschäft für 98 Prozent aller Einnahmen! Da bleibt der Kinder- und Jugendmedienschutz außen vor!

Die Tester fordern „Kinderschutz by default“ , d.h.: Verzicht auf In-App-Käufe und auf manipulative Techniken („Dark Patterns“) bei Spielen für Kinder. Dringend nötig sei auch eine bessere Kontrolle jugendgefährdender Inhalte.

Berlins Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey (SPD) auf der Gamescom 2023 – Foto: Koelnmesse / Uwe Weiser

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Zusammenfassung der Informationen: Manfred Fischer