Die digitale Schule

Neues Lernen nach den Vorstellungen und mit den Werkzeugen des Technologiekonzerns Samsung[1]

Die Vision: „Inspirieren Sie Ihre Schülerinnen und Schüler zu neuen Hochleistungen.“[2]

Und dies mit IT-Geräte- und Softwarevorschlägen von Samsung, die eine „mobile Lösung“ für den Unterricht ermöglichen und „leicht transportiert“ werden können „um die Schülerinnen und Schüler dort zu erreichen, wo sie sich aufhalten.“[3] Mit „zahlreichen Apps und Tools für den Unterricht“ lassen sich „Dank Samsung Classroom Management“ die Schulstunden „digital gestalten sowie effizient planen und strukturieren.“[4]

Für Lehrerinnen und Lehrer stellt das Unternehmen auf ihrer Internetseite mit der Überschrift „Neues Lernen – Unterrichtswerkzeuge“[5] nachfolgendes Beispiel für „eine perfekte Schulstunde“ vor.


Eine perfekte Schulstunde

8:30 Uhr
Sie starten die Schulstunde einfach per App.
Die Schüler:innen können automatisch dem Unterricht beitreten oder erst nach dem Scannen eines QR-Codes. Per Schüler Monitoring wird genau angezeigt, wer online oder offline ist.

Lassen Sie sich die Bildschirme der Schüler:innen anzeigen oder die Hausaufgaben auf Ihr Tablet senden, um die Ergebnisse zu beurteilen. Anschließend teilen Sie den heutigen „Unterrichtsstoff“ auf die Tablets der Schüler:innen. Für Wortmeldungen gibt es die Melden-Funktion.

9:15 Uhr
Dindong, Pause!
Überraschen Sie Ihre Schulklasse mit einem „echten“ Schulgong.

9:30 Uhr
Die Schüler:innen präsentieren ihre Referate im digitalen Klassenraum. Mit einer Geste machen Sie in der App den betreffenden Schüler zum Präsentator und sperren gleichzeitig alle Geräte der anderen Schüler:innen. Zu leise oder zu laut? Auch die Lautstärke können Sie einfach anpassen.

10:15 Uhr
Ende einer erfolgreichen Schulstunde. Bevor Sie die Schülergeräte sperren, lassen Sie sich die erarbeiteten Lösungen zusenden.

Anschließend können Sie gezielt alle Inhalte auf den Schüler-Tablets löschen, um die Datenschutzrichtlinien einzuhalten.

Kaffeepause
Planen Sie jetzt z.B. ganz entspannt Ihre nächsten Unterrichtseinheiten und hinterlegen Sie die Lehrmaterialien oder Apps, die Sie dafür verwenden möchten.


Um was geht es?

Samsung vermittelt den Lehrerinnen und Lehrern sowie den Bildungspolitikern, dass der weltweit agierende IT-Konzern das Lösungspaket für den „DigitalPakt Schule“ habe. So behaupten sie, dass „Samsung Neues Lernen“ „leistungsstarke und flexibel einsetzbare Produkte“ vereint, „die modernes Lernen und Lehren fördern und gleichzeitig für Begeisterung sorgen können.“ Und für den, der noch unsicher ist, behaupten sie: „Genau deshalb ist digitale Bildung bzw. die Digitalisierung an Schulen so wichtig.“[6]

Die Implementierung digitaler Medien und Technologien prägt die bildungspolitische Agenda!

Deutlich wird, dass die zwischenmenschlichen Beziehungen unter den Schülerinnen und Schülern, die Bedeutung der Kommunikation und Interaktion zwischen Lehr- und Lernpersonen nicht über einen überraschenden „Dingdong“ zur Pause hinausgehen. All dies verschwindet bei den Vorschlägen zur digitalen Unterrichtsgestaltung in der Bedeutungslosigkeit[9] und wird kommentarlos hingenommen. Das Vorgehen im Unterricht wird zu einem „modernen Lernen und Lehren“ hochstilisiert! [10] 

Zur Bedeutung der Lehrperson äußert sich die Physikerin und Nobelpreisträgerin Anne l´Huillier in einem Interview im Tagesspiegel vom 26.3.2024: „Man lehrt nicht was man weiß, sondern was man ist. Der Grundgedanke ist, dass nichts den Lehrer als Person ersetzen kann. Man kann nicht auf dieselbe Weise unterrichten, indem man auf einen Computer schaut, sondern man muss mit einer Person sprechen. Und diese Person lehrt viel mehr als nur das Fach, sondern auch ihre Persönlichkeit, die die Schüler beeinflusst.“[11]

Manfred Fischer für Schulforum-Berlin, 26.10.2025


[1] Hier könnte auch jede große deutsche Bildungs-Stiftung mit Technologieunternehmen im Hintergrund stehen. Sie agieren in ähnlicher Weise. Siehe: https://schulforum-berlin.de/schulen-im-fadenkreuz-der-lobbyisten-2/ (25.10.2025)

[2] Engartner, Tim, Raus aus der Bildungsfalle. Westendverlag, 2024, S. 118. Der Technologiekonzern Samsung wirbt nicht nur mit seinen Produkten, sondern auch mit seiner Vision für das Lernen mittels digitaler Endgeräte.

[3] A.a.O., S. 119.

[4] Siehe: https://www.samsung.com/de/business/neues-lernen/apps-fuer-den-unterricht/ (25.10.2025)

[5] A.a.O.

[6] Siehe: Digitaler Unterricht mit Samsung Neues Lernen https://www.samsung.com/de/business/neues-lernen/ Fettdruck durch Samsung (25.10.2025)

[7] Siehe: https://www.bertelsmann-stiftung.de/de/themen/aktuelle-meldungen/2017/november/it-ausstattung-an-schulen-finanzierung-ist-eine-milliardenschwere-daueraufgabe/ (25.10.2025)

[8] Das Agieren von Bertelsmann ist beispielhaft für das Arbeiten von Stiftungen im Bildungsbereich, https://www.gew-hamburg.de/themen/bildungspolitik/perfektes-zusammenspiel (25.10.2025)

[9] Siehe auch: Bundeszentrale für politische Bildung, „Mit oder ohne Tablet lernen?! Über Argumente aus der Digitalisierungsdebatte in Schweden und Dänemark“, https://www.bpb.de/lernen/digitale-bildung/werkstatt/549556/mit-oder-ohne-tablet-lernen/#footnote-reference-8 (25.10.2025)

[10] Siehe auch: https://schulforum-berlin.de/verschleierung-und-verwirrung-als-roter-faden/ (25.10.2025)

[11] Siehe: https://www.tagesspiegel.de/wissen/physik-nobelpreistragerin-anne-lhuillier-eine-frauenquote-erzeugt-nicht-automatisch-gerechtigkeit-11217106.html  (25.10.2025)