Bürokratenchinesisch und Gagadeutsch der Berliner Bildungsbehörde

Datum:  03.05.2015
Wie gut ist das Deutsch der Schulsenatorin Sandra Scheeres?
Glosse von Harald Martenstein im Tagesspiegel vom 03.05.2015.

Ein Brief plus Merkblatt der Berliner Bildungsbehörde an die Eltern von Vorschulkindern soll  darüber informieren, wie wichtig es ist, Deutsch zu lernen. Beide Papiere enthielten sprachliche und grammatikalische Fehler sowie Auslassungen.
Es ist zu lesen:
„Ihr Kind hat in der Kindertageseinrichtung sein Sprachlerntagebuch erhalten, mit dem vor allem die Beobachtung seiner sprachlichen Entwicklung dokumentiert und mit Ihnen regelmäßig über die Fortschritte Ihres Kindes gesprochen (!) wird. Wenn Sie es wünschen, erhalten (!) selbstverständlich eine Kopie. Mit dem Erhebungsbogen der ,Quasta‘ auf der Grundlage des Sprachlerntagebuches wird im Sinne des Gesetzes zu dem vorgegebenen Zeitpunkt der Sprachstand für Kinder (von Kindern !) ab einem Alter von vier Jahren festgestellt. Es ist zu (!) dringend zu empfehlen, die weitere Förderung zu sichern.“

Die Bildungsverwaltung scheint wenig Interesse daran zu haben, ob die Eltern verstehen können, was ihnen mitgeteilt wird.

Das Schreiben sei „unseres Erachtens durchaus verständlich, sowohl im Inhalt als auch in der Gliederung“ teilte die Sprecherin von Bildungssenatorin Sandra Scheeres, Beate Stoffers, mit.

Immer mehr Grundschüler werden trotz massiver Rechtschreibdefizite in weiterführende Schulen entlassen. (siehe:  FAZ, Politik, 11.03.2015, Heike Schmoll, Rechtschreibung lehren! )
Sie scheinen in der Bildungsverwaltung angekommen zu sein.

Martensteins Glosse endet mit der Erkenntnis:  „Wenn es so weitergeht, kann kaum jemand noch einen geraden Satz schreiben oder einen klaren Gedanken fassen. Daran sind weder Schüler noch Lehrer schuld. Es liegt an einer Bildungspolitik, die Wissen als elitär verachtet und solche Briefe als ihre Visitenkarte in die Welt schickt.“

zum Artikel:  Der Tagesspiegel, 03.05.2015, Harald Martenstein, Wie gut ist das Deutsch der Schulsenatorin Sandra Scheeres?
siehe auch:  Der Tagesspiegel, 05.05.2015, Susanne Vieth-Entus, Finde die Fehler


In der Gemeinsamen Geschäftsordnung (GGO) der Berliner Verwaltung steht:
„Die Schriftsätze sollen knapp, klar und vollständig sein. Auf eine leicht verständliche Darstellung in gutem Stil und höflicher Form ist Wert zu legen. Es sind einfache Sätze zu bilden und geläufige Wörter zu verwenden.“  (…)  „Wer angeschrieben wird, soll von der Richtigkeit und Notwendigkeit der getroffenen Entscheidung oder Maßnahme überzeugt werden.“

Über 20.000 Eltern wurden angeschrieben!

Das Merkblatt ist in sieben Sprachen (Englisch, Französisch, Türkisch, Arabisch, Polnisch, Russisch und Vietnamesisch) übersetzt worden. Auch das Wort „Sprachstandsfeststellungsverfahren“?