Die Unterrichtspraxis ging über Jahre in die entgegengesetzte Richtung

Datum:  15.12.2012
Moderner Frontalunterricht macht klug

Schulen von heute sind Dauerbaustellen. Jedes Jahr wird reformiert. Eltern ärgert das. Denn sie bekommen das Gefühl, ihre Kinder müssen zu häufig Versuchskaninchen für neue Unterrichtsformen spielen. Eines haben die modernen Methoden gemeinsam, sie alle wollen Alternativen zum klassischen Frontalunterricht sein.

In der Empirie finden die Reformpädagogen allerdings wenig Legitimation: Kinder lernen immer noch am besten, wenn man sie in guter alter Manier frontal unterrichtet. Das haben Bildungsökonomen in einer groß angelegten Analyse herausgefunden. Zwar nicht für Deutschland, sondern für die Vereinigten Staaten, weil es dort eine Unmenge qualitativ guter Daten gibt.

Die moderne Didaktik mit ihrem Anspruch, Chancengleichheit zu bringen, schadet denen am meisten, die Hilfe brauchen.

Der Lehrer und Buchautor Felten meidet den Begriff des Frontalunterrichts, der ein bisschen nach Schwarzer Pädagogik klinge, und spricht lieber von starker Lehrersteuerung. „Im Zentrum des Geschehens muss der Lehrer stehen.“ Wenn dieser in das Zentrum seines Handelns wiederum den Schüler stellt, lernt dieser am meisten. Zu ähnlichen Ergebnissen kommt auch die Hattie-Studie.

zum Artikel:  FAZ, 15.12.2012, Inge Kloepfer, Frontalunterricht macht klug

Der Lehrer darf kein bloßer Lernbegleiter sein

Datum:   14.01.2013
Hattie-Studie: Ich bin superwichtig!

Hatties zentrale Erkenntnis aus der Datensammlung ist: Auf den guten Lehrer kommt es an. Alle anderen Einflussfaktoren – die materiellen Rahmenbedingungen, die Schulform oder spezielle Lehrmethoden – sind dagegen zweitrangig.
Der Lehrer darf kein bloßer Lernbegleiter sein, kein Architekt von Lernumgebung. Will er etwas erreichen, muss er sich als Regisseur, als „activator“ verstehen.
Der Neuseeländer rückt den Lehrer wieder dorthin, wo sein Platz sein soll: Ins Zentrum allen Redens über Schule.  „Die Schulen sollen endlich einmal in Ruhe arbeiten“, lautet eine nach Jahren hektischer Schulreformen populäre Forderung an die Bildungspolitiker.

zum Artikel:  Zeit-online, Schule, 14.01.2013,  Martin Spiewak, Hattie-Studie: Ich bin superwichtig! (ZEIT)

„Visible learning“

Jeder dritte Schülerjahrgang lernt unter anderen Voraussetzungen und Vorgaben der Bildungspolitik.

Die Unterrichtskonzepte ändern sich nicht deshalb, weil sie sich als untauglich erwiesen haben. Nach Belegen für ihre Wirksamkeit wird selten gefragt. Sie werden abgelöst, weil die Politik es will! Es wird auf Kosten ganzer Schülerjahrgänge auf Anweisung der Kultusbehörde experimentiert.
“Pädagogische Fragen sind leider häufig eine Domäne parteipolitischer Interessen, wobei politische Parameter und manchmal auch ideologische Standpunkte Vorrang vor sachlogischen Gesichtspunkten haben”.
Prof. Ulrich Steffens im Artikel: Mit den Augen der Lernenden, siehe weiter unten.


An seinen Untersuchungen kommt niemand vorbei, der sich mit Schule befasst: John Hattie gilt als der weltweit einflussreichste Schulforscher. Zurzeit lehrt er als Professor für Erziehungswissenschaften an der University of Melbourne.
Die Metaanalyse “Visible Learning” (2008) des neuseeländischen Bildungsforschers John Hattie erschien unter dem Titel “Lernen sichtbar machen” auf Deutsch (übersetzt und überarbeitet von Prof. Wolfgang Beywl und Prof. Klaus Zierer, siehe Bücherliste).
Die sog. “Hattie-Studie” gilt als die umfangsreichste Darstellung der weltweiten Unterrichtsforschung. Die Studie bietet einen einzigartigen Überblick über die internationale Lehr- und Lernforschung. Die Arbeit ist vor allem aus zwei Gründen einzigartig. Erstens wird zum ersten Mal eine Forschungsarbeit über das breite Spektrum von 138 Einflussfaktoren zum Lernerfolg vorgelegt. Und zweitens wird zum ersten Mal der Versuch einer Gesamtschau aller Studien unternommen, die zu diesen Einflussfaktoren vorliegen. Nachdem Hattie 15 Jahre lang 960 Metaanalysen und damit 50.000 Einzelstudien untersuchte, an denen mehr als 260 Mio. Schüler/-innen beteiligt waren, kommt er zu einem ganz simplen Ergebnis:

Strukturänderungen bringen nichts! Auf den Lehrer kommt es an!

Seit 2011 wurden auch Hatties Studienergebnisse in Deutschland diskutiert. Man darf gespannt sein, wie die Erziehungswissenschaft, die Bildungspolitiker und die Kultusbürokratien mit diesen Erkenntnissen umgehen werden. Nachfolgend an dieser Stelle einige Artikel und Webseiten. So können Sie sich schnell einen Überblick über die Diskussion der Studienergebnisse in einschlägigen Print- und Onlinemedien machen (siehe auch unter: Hattie-Studie, Kommentare). Beim Studium der bereitgestellten Unterlagen sind Sie gut informiert für die Gestaltung Ihres eigenen Unterrichts und für jede Eltern- wie auch Gesamtkonferenz.


Mit den Augen der Lernenden

Stephan Lüke, 15.06.2012

Stephan Lüke interviewt den Erziehungswissenschaftler Ulrich Steffens, der seit 30 Jahren die Qualität von Schulen untersucht. Als Leiter der Arbeitseinheit Schulqualität im hessischen Institut für Qualitätsentwicklung hat er sich intensiv mit der Studie “Visible Learning” des Direktors des Melbourne Education Research Institute, John Hattie, auseinandergesetzt.

zum Artikel:  Ganztagsschulen.org, 15.06.2012, Stephan Lüke, “Mit den Augen der Lernenden” – Interview mit dem Erziehungswissenschaftler Ulrich Steffens

John Hatties Forschungsarbeiten zu gutem Unterricht

Zentrale Befunde aus der Schul-und Unterrichtsforschung. Eine Bilanz aus über 50.000 Studien.

Datum: 20.06.2011

Die zentralen Einflussgrößen für den Lernerfolg von Schülerinnen und Schülern bilanzieren – dies ist die Substanz der viel zitierten Hattie-Studie. Dabei handelt es sich nicht um irgendeine Bilanz, vielmehr geht es um einen einzigartigen Überblick über die internationale Lehr-und Lernforschung.

zum Aufsatz:  Institut für Qualitätsentwicklung, Wiesbaden, Ulrich Steffens und Dieter Höfer


Was ist das Wichtigste beim Lernen? Die pädagogisch-konzeptionellen Grundlinien der Hattieschen Forschungsbilanz aus über 50.000 Studien.

Datum. 12.09.2011

Während im vorausgegangenen Beitrag (20.06.2011) die zentralen Forschungsbefunde der Hattie-Studie im Mittelpunkt standen, befasst sich der vorliegende Beitrag mit Hatties pädagogisch-konzeptionellen Grundlinien.
Themen:
• Die zentrale Bedeutung der Lehrperson für den Lernerfolg
• „Visible learning“
• „What teachers do matters“
• Hatties Lernmodell
• Hatties Lehrerbild
• Lehrpersonen als aktivierende Gestalter unterrichtlicher Prozesse
• Mit den Augen der Lernenden

zum Aufsatz:  Institut für Qualitätsentwicklung, Wiesbaden, Ulrich Steffens und Dieter Höfer


aus: http://www.visiblelearning.de/einfluss-auf-den-lernerfolg-ergebnisse-der-hattie-studie


Erklärung der Effektstärke

Youtube.com

In John Hatties Studie „Lernen sichtbar machen“ dreht sich alles um Effektstärken.  In wenigen Minuten wird in einem Video erklärt, was eine Effektstärke ist, wie man sie messen kann und weshalb Hattie Effektstärken benutzt, um Lernerfolge zu belegen.


“Visible Learning for Teachers – Maximizing impact on learning”

Datum: 26.09.2012
Zusammenfassung der praxisorientierten Konsequenzen aus der Forschungsbilanz von John Hattie “Visible Learning”.

Hattie erwartet von Lehrerinnen und Lehrern, Unterricht mit den Augen der Lernenden zu gestalten. Damit meint er, dass Lehrpersonen sich darüber im Klaren sind, was einzelne Schülerinnen und Schüler denken und wissen. Die Lehrpersonen sollten sich in die Lernprozesse hineinversetzen und diese in der Perspektive der Schülerinnen und Schüler wahrnehmen können, um vor diesem Hintergrund fähig zu sein, Lernprozesse aktiv gestalten zu können.
Solche Lehrer, die sich als Lernende ihrer eigenen Wirkungen verstehen, sind hinsichtlich der Lernprozesse und Lernerfolge von Schülerinnen und Schüler die einflussreichsten.
Die „Direkte Instruktion“ (= lehrerzentrierte Lenkung des Unterrichtsgeschehens. Die Lehrperson ist in allen Lernprozessen präsent; man könnte auch sagen, dass sie die Klasse und den Unterricht im “Griff” hat. Ein solcher Unterricht darf nicht mit einem fragengeleiteten Frontalunterricht verwechselt werden) besteht nach Hattie aus sieben Schritten, und zwar aus:

• Klaren Zielsetzungen und Erfolgskriterien, die für die Lernenden transparent sind;
• Der aktiven Einbeziehung der Schülerinnen und Schüler in die Lernprozesse;
• Einem genauen Verständnis der Lehrperson, wie die Lerninhalte zu vermitteln und zu erklären sind;
• Einer permanenten Überprüfung im Unterrichtsprozess, ob die Kinder bzw. Jugendliche das Gelernte richtig verstanden haben, bevor im Lernprozess weiter vorangegangen wird;
• Einem angeleiteten Üben unter der Aufsicht der Lehrperson;
• Einer Bilanzierung des Gelernten auf eine für die Lernenden verständliche Weise, bei der die wesentlichen Gedanken bzw. Schlüsselbegriffe in einem größeren Zusammenhang eingebunden werden;
• einer wiederkehrenden praktischen Anwendung des Gelernten in verschiedenen Kontexten.
zum Aufsatz: Institut für Qualitätsentwicklung, Wiesbaden, Ulrich Steffens und Dieter Höfer


Lernprozesse sichtbar machen – John Hatties Forschungsarbeiten zu gutem Unterricht. Welche Relevanz haben sie für die Schulen in Deutschland?

Datum: 20.02.2013

Inhalte:
– Die Lehrperson als aktive Gestalterin von Lernprozessen
– Mit den Augen der Lernenden
– Lernprozessbegleitung und formative Evaluation
– „Schülerorientierung“
– Unterrichtsmethoden sind von nachgeordneter Bedeutung
– Eine wirksame Unterrichtsentwicklung ist voraussetzungsreich
– Ansatzpunkte für eine Pädagogik nach Hattie in Deutschland: der Schüler, herausfordernde und komplexe Inhalte, Evaluation und Feed-back, wirksame Methoden
– Kollegiale Kooperation als ‚Transmissionsriemen‘ für Unterrichtsentwicklung
– Weitere Professionalisierung des Personals ist unverzichtbar

zum Aufsatz:  Institut für Qualitätsentwicklung, Wiesbaden, Ulrich Steffens und Dieter Höfer

zu den Aufsätzen:
Teil 1: Die Lehrperson im Zentrum der Betrachtungen und
Teil 2: „Basisdimensionen“ des Unterrichtens.

Bertelsmann Stiftung als „Reformwerkstatt“ und als „Politikberatung“

Datum:  Dezember 2012
Über den Wert von Bertelsmann-„Studien“
Von Josef Kraus, Präsident des Deutschen Lehrerverbandes (DL)

Die bildungspolitische Debatte ist immer weniger orientiert an den Kriterien Rationalität und Ehrlichkeit, sondern immer mehr geprägt von Schreckensszenarien gewisser Organisationen und Stiftungen.
Damit solche Szenarien ihre Wirkung entfalten können, werden sie als „Studien“ und damit als „Wissenschaft“ verkauft. Wenn der Initiator einer solchen „Studie“ auch noch OECD oder Bertelsmann heißt, dann steht eine solche „Studie“ kurz vor der Heiligsprechung zur apokalyptischen Offenbarung.
Diese Art von Handwerk versteht die Bertelsmann Stiftung hervorragend – übrigens nicht nur im Bereich Bildungspolitik, sondern auch in den Bereichen Kommunalpolitik, Außenpolitik, Europapolitik, Wirtschaftspolitik, Sozialpolitik, Gesundheitspolitik usw. Auf all diesen Feldern sieht sich die Stiftung als „Reformwerkstatt“ und als „Politikberatung“.
Die Bertelsmann Stiftung verfügt über enorme Ressourcen. 1977 gegründet, hält sie mittelbar rund 77 Prozent der Aktien der Bertelsmann SE & Co. KGaA. Das erlaubt ihr nicht nur die Beschäftigung von über 300 Mitarbeitern, sondern größte mediale Verbreitung über die in ihrer Hand befindlichen Sender und Printmedien. Weil die Bertelsmann-Familie Mohn rund drei Viertel der Bertelsmann-Aktien auf die Stiftung übertragen hat, sparte sie obendrein vermutlich gut zwei Milliarden Erbschafts- und Schenkungssteuer. Die Bertelsmann Stiftung mit ihrem Jahresetat von rund 60 Millionen Euro und mit einem Gesamtvolumen aller ihrer Projekte seit 1977 in der Höhe von rund 800 Millionen Euro arbeitet so gesehen also de facto mit öffentlichem Geld, ohne dafür gegenüber einer Exekutive oder Judikative Rechenschaft ablegen zu müssen. (…)
Insofern ist es an der Zeit, dass der Bertelsmann Stiftung endlich der (Schein-) Heiligenschein des angeblich selbstlosen Innovator und Impulsgebers genommen wird. Die Impulse der Stiftung bauen nämlich fast immer auf der Skandalisierung irgendwelcher vermeintlicher Missstände auf. Da ist man sich auf für gnadenlose Verzerrungen nicht zu schade. Zum Beispiel behauptete die Bertelsmann Stiftung nach der ersten PISA-Studie, Deutschland sei auf „hinteren Plätze“ zusammen mit „Klassenkameraden aus Mexiko und Brasilien“ gelandet. Aber das ist die Basis dafür, dass die Bertelsmann Stiftung mit Blick auf PISA dann meint, von sich selbst behaupten zu können: „Das Ergebnis der Studie (gemeint ist PISA; JK) unterstreicht, wie wichtig im Land der Dichter und Denker privatwirtschaftliche Bildungsinitiativen sind.“ Um dann fortzufahren: „….Nicht zuletzt haben Einrichtungen wie die Bertelsmann Stiftung durch ihre vielfältigen Aktivitäten dazu beigetragen, dass auch in Deutschland neue, innovative Schulkonzepte eine Chance bekommen.“ (…)

zum Artikel:  Deutscher Lehrerverband (DL), Aktuell, Dezember 2012, Josef Kraus, Präsident des Deutschen Lehrerverbandes (DL), Über den Wert von Bertelsmann-„Studien“
zu weiteren Artikeln:   NachDenkSeiten >> Sachfragen >> Krake Bertelsmann

John-Hattie-Vortrag in Berlin: Was macht Schule erfolgreich

Bildungsexperte John Hattie stellte in Berlin seine Forschungsergebnisse vor

kas_48315-1290-1-30_220John Hattie stellte am 18.11.2013 seine Forschungsergebnisse bei einer Veranstaltung der Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS) in Berlin vor. Den gesamten Vortrag in englischer Sprache ist im O-Ton auf der Seite der KAS nachzuhören. Außerdem druckte die Stiftungszeitschrift „Die Politische Meinung“ in der Ausgabe 522/2013 zum Thema “Gymnasium” ein langes Hattie-Interview über “Great teachers”.

zum Interview:  Die Politische Meinung, Zeitschrift für Politik, Gesellschaft, Religion und Kultur, Ausgabe 522/2013, Interview: „Great Teachers“, Der Bildungsforscher John Hattie über einflussreiche, leidenschaftliche Lehrer