Die Praxis der Unbildung

Datum:  24.09.2014
Schlechte Rechtschreibung
Analphabetismus als geheimes Bildungsziel

Wenn etwas schwerfällt, bieten die Didaktiker Erleichterungen an. Doch wo alle Schwierigkeiten umgangen werden, herrscht die Praxis der Unbildung. Verlernen wir die Rechtschreibung?

Schreiben nach dem Gehör! Schreiben, wie man spricht, ohne dabei korrigiert zu werden – das könnte die Kinder traumatisieren -, wird schon seit einigen Jahren praktiziert und zeitigt nun seine sichtbaren Erfolge: das Ende der Orthographie.
„Lesen und Schreiben sind Kulturtechniken, deren grundlegende Beherrschung unerlässlich ist. Dass der Erwerb dieser Techniken nicht jedem leichtfällt, ist kein Grund, das Betrachten von Bildern zu einem Akt des Lesens und das Ankreuzen von Wahlmöglichkeiten zu einem Akt des Schreibens hochzustilisieren. Besser wäre es, all jene, die Schwierigkeiten beim Erwerb dieser Fähigkeiten haben, mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln zu unterstützen, damit sie wirklich lesen und schreiben lernen.“

Der Text in der FAZ ist die leicht gekürzte Fassung eines Kapitels aus der Streitschrift „Geisterstunde. Die Praxis der Unbildung“ von Prof. Konrad Paul Liessmann (siehe auch unter Bücherliste)
Liessmann: „So wohltönend können die Reden der Bildungsreformer und ihrer politischen Adepten gar nicht sein, dass sich dahinter nicht jene Geistfeindlichkeit bemerkbar machte, die den Analphabetismus als geheimes Bildungsziel offenbart.“

zum Artikel:  FAZ, 24.09.2014, Konrad Paul Liessmann, Analphabetismus als geheimes Bildungsziel.

Rahmenlehrplan Geschichte

Datum:  29.11.2014
Gesellschaftswissenschaften – Aus drei Fächern wird eines

Ab dem Schuljahr 2016/17 werden die Schüler in Berlin und Brandenburg nach einem neuen Lehrplan unterrichtet. Großen Wert wird dabei auf die Vernetzung der Fächer gelegt.
Der Verband der Geschichtslehrer hat bereits im Vorfeld kritisiert, für eine fundierte Vermittlung historischen Wissens bleibe mit der Neuregelung kein Platz. Gunilla Neukirchen, Vorsitzende der Vereinigung der Berliner Schulleiter, äußert sich jetzt ebenfalls kritisch zum Rahmenplan Geschichte. „Wir laufen Gefahr, in diesem Fachgebiet ins Anekdotische abzugleiten, wenn in den Jahrgangsstufen 5/6 historische Zusammenhänge eher schmückendes Beiwerk ist, da eine vertiefte Auseinandersetzung allein aus zeitlichen Gründen nicht stattfinden kann.“
Über alle Fächer hinweg sollen Sprachbildung und Medienkompetenz eine größere Rolle spielen.
Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD): „Wer in der Lage ist, Fachtexte zu lesen und zu verstehen, Vorträge zu halten und sich mündlich und schriftlich zusammenhängend auszudrücken, der kann sich neue Wissenswelten, die über die unmittelbare Erfahrung hinausgehen, erschließen und an gesellschaftlichen Diskussionen konstruktiv teilnehmen“.

zum Artikel:  Berliner Morgenpost, 29.11.2014, Regina Köhler, Gesellschaftswissenschaften – Aus drei Fächern wird eines


Ein schöner Anspruch der Bildungssenatorin! Welche Schüler der Jahrgangsstufe 5/6 erfüllen die Anforderungen die in der Aussage enthalten sind?

Kommentieren Sie den neuen Rahmenlehrplan Geschichte

Der neue Rahmenlehrplan ist im Internet abrufbar und Lehrkräfte, Eltern, Schülerinnen und Schüler, Schulleitungen, schulische Gremien, alle an Bildung interessierten Verbände sowie Einzelpersonen können sich bis zum 27. März 2015 dazu äußern.

Wie Sprecher Thorsten Metter aus der Bildungsverwaltung sagte, sollen die Pläne dann möglichst breit diskutiert werden. Per Rückmeldungsbogen haben Interessierte Gelegenheit, die Pläne zu kommentieren.

Die von der Bildungsverwaltung angebotene Diskussion werden wir weiter verfolgen und berichten.

zu den Lehrplänen

Lernen wird „vernetzt, vielfältig und zeitgemäß“ – Das Niveau der Schulen sinkt

Datum: 28.11.2014
Neuer Rahmenlehrplan – Das Niveau der Schulen sinkt

Der neue Rahmenlehrplan schreibt vor, was und wie Berliner Kinder lernen sollen. Von „Entschlackung“ ist da die Rede, in der Realität heißt das: Das Niveau wird gesenkt.
Der neue Rahmenlehrplan erläutert, wie gelernt werden soll. Natürlich ganz modern – das Lernen wird „vernetzt und vielfältig“. „Zeitgemäßes Lernen“ sei das, lobt die Bildungssenatorin Sandra Scheeres den Entwurf aus ihrem Hause, der in Zusammenarbeit mit dem Land Brandenburg entwickelt wurde. Ein einheitlicher Rahmenlehrplan von der ersten bis zur 10. Klasse, eine kleine Revolution.
Die Antwort des neuen Rahmenlehrplans ist schlicht: Das Niveau wird gesenkt. Statt Fächer gibt es plötzlich immer öfter „Lernbereiche“, statt Lernen konkreter Formeln in Mathematik geht es nun um einen „sprachsensiblen“ Unterricht, der „die persönlichen, soziokulturellen und ethnischen Hintergründe“ der Schüler einbindet. Dafür soll noch Zeit sein?
Warum sucht die Bildungsverwaltung in neuen Strukturen und sich aneinanderreihenden Reformen die Lösung und stärkt nicht die Lehrer bei ihrer eigentlichen Aufgabe: den Kindern etwas beizubringen?

zum Artikel:   Berliner Morgenpost, 28.11.2014, Susanne Leinemann

Wer macht die Schulpolitik – Kultusminister oder Stiftungen?

Datum:  17.11.2014
Wer macht die Schulpolitik?
Kultusminister und Stiftungen
Die Stiftungen von Bertelsmann, Bosch und Telekom wollen über einen Nationalen Bildungsrat mehr Einfluss in der Bildungspolitik nehmen.

Begabten Schülern Stipendien verschaffen oder naturwissenschaftliches Unterrichtsmaterial in Kitas verteilen – Stiftungen, die sich im Bildungswesen engagieren, dürfen immer mit einem besonderen Imagegewinn als Rendite rechnen. Von den mehr als 20.000 Stiftungen in Deutschland engagieren sich denn auch 3000 im Bildungswesen, teilt der Bundesverband Deutscher Stiftungen mit. Gute Taten reichen manchen Stiftungen aber nicht. Die Bertelsmann-Stiftung, die Deutsche-Telekom-Stiftung und die Robert-Bosch-Stiftung wollen die politische Agenda mitbestimmen, indem sie die Schule den Kultusministern ein Stück weit entwinden.

zum Artikel:   Der Tagesspiegel, 17.11.2014, Amory Burchard und Anja Kühne