Archiv für den Tag: 16. Juni 2020

Lernen in Zeiten von Corona

Was Schülerinnen und Schüler einer 7. Klasse einer Integrierten Sekundarschule (ISS) in Berlin im Deutschaufsatz schreiben.

In der Krise, die durch das Coronavirus entstanden ist, muss man viel im alltäglichen Leben ändern. Eine dieser Umstellungen ist die Art und Weise, den Schulstoff zu lernen. Die Schülerinnen und Schüler müssen zuhause lernen. Sie haben nicht den gewohnten Schulalltag und müssen lernen, von selbst die ganzen Aufgaben zu machen. Diese Art zu lernen, kann negative, aber auch positive Auswirkungen auf uns haben. (Rainer, 11 Jahre)

Es ist schwer, in der Coronakrise zu lernen, da man viel Selbstdisziplin und immer den Überblick über das, was man schon gemacht hat, und das, was man noch machen muss, braucht. Wenn man die Schulaufgaben dann macht, darf man sich nicht ablenken lassen, was schon mal schnell passieren kann. Manchmal kann es auch vorkommen, dass man Angst bekommt, ob man alles auf einmal schaffen kann. Sehr fehlen zuhause auch scheinbar banale Sachen, wie der Augenkontakt der Lehrer und Mitschüler. Es ist zuhause auch nicht das Gleiche, etwas zu lernen wie in der Schule, wo ein Mensch einem anderen Menschen sein Wissen weitergibt. Es fehlt auch so etwas wie Bestätigung, zum Beispiel ein „gut gemacht“ oder „sehr gut“. Diese einfachen Worte können einen motivieren, weiterzumachen und immer sein Bestes zu geben. Außerdem kann man sich nicht einfach melden, um etwas zu fragen.
Ich habe in dieser Krise im Hinblick auf das Lernen und die Schule vor allem eines gelernt: Wenn man mal eine längere Zeit nicht in der Schule ist, merkt man, dass es ein riesiges Glück ist, dass wir alle in die Schule gehen können. (Thomas, 11)

Da der Kontakt nur virtuell  über ZOOM ist und er obendrein jeweils nur eine Stunde dauert, vermisst man seine Freunde. Das soziale Leben fehlt, und man hat von den Lehrern weitaus weniger Unterstützung, sodass es länger dauert, eine Hausaufgabe zu erledigen. (Michael, 12)

Weil ich die meiste Zeit zuhause bin, werde ich beim Arbeiten einfacher abgelenkt und dann bekomme ich Langeweile. Ich habe weniger Motivation als in der Schule, weil ich das Gefühl habe, dass ich die Arbeit nicht machen muss. Am Abend denke ich dann, dass ich nichts Produktives am Tage gemacht habe, und ich bin enttäuscht. Manchmal denke ich dann, dass ich nicht alle Hausaufgaben gemacht habe, weil ich beim Fernunterricht oft nicht mitkomme. Wenn ich früher jeden Tag in die Schule gegangen bin, hatte ich einen gewissen Rhythmus und der fehlt mir jetzt. (Gisela, 12)

Ich hätte nie in meinem Leben gedacht, dass ich das mal je sagen würde, aber ich freue mich richtig auf die Schule und ich bin dazu auch noch sehr motiviert. Vor ein paar Wochen hatten wir wieder Schule, aber leider nur einen Tag. Ich fand es sehr gut, denn ich konnte wieder meine Freunde sehen und habe auch besser gearbeitet. Ich war einfach nur froh, in die Schule zu gehen. Für mich ist die Schule zurzeit das Wichtigste, worauf ich mich freue, aber nicht auf Klassenarbeiten. (Hans, 12)

Die Eltern korrigieren oft meine Hausaufgaben, bevor sie abgeschickt werden. Das finde ich ein wenig nervig, weil ich nicht will, dass sie meine Fehler sehen. Ich finde, dass solche Zeiten schwierig sind zum Lernen, aber man muss sich trotzdem ranhalten. Jetzt kann ich die Schule völlig wertschätzen, weil ich mich wirklich freue, dorthin zurückzugehen. (Peter, 12)

Ich merke, dass ich weniger Motivation habe, zuhause zu arbeiten, als mit meinen Freunden in der Schule. Das gemeinsame Lernen fehlt mir einfach. Und eine Sache, die auch ärgerlich ist, ist, dass ich zuhause meinen Lehrern keine Fragen stellen kann, ich kann ihnen eine E-Mail schreiben, doch sie können mir dann nicht so schnell antworten wie in der Schule. Und meine Eltern können es mir meistens nicht so gut erklären wie meine Lehrer.
Aber die zwei schlimmsten Sachen in dieser jetzigen Situation sind: die Langeweile und das Fehlen von dem sozialen Leben. Oft bin ich alleine, da meine Eltern arbeiten und mein Bruder seine Hausaufgaben macht, und dann weiß ich einfach nicht, was ich machen soll. Und irgendwie bin ich nicht mehr so glücklich wie früher. Ich merke, dass ich viel öfter schlecht gelaunt bin, da mir einfach meine Freunde fehlen. Mit ihnen zusammen zu sein, mit ihnen zu lachen und Sachen zu machen, es ist jetzt gerade alles unmöglich. (Maria, 12)

Ich habe aus dieser Krise eine Menge gelernt. Ich habe gemerkt, dass Schule etwas ganz Wichtiges für mich ist, wo man all seine Freunde treffen kann. Aber nicht nur das, die Schule ist ein Ort, wo man viel besser lernen kann, dank der Lehrer und der starken Konzentration auf die Aufgaben. In dieser Zeit habe ich auch gelernt, meine Zeit besser einzuteilen. (Beate, 12)

siehe weiteren Beitrag zum „Lernen“: Pädagogisch gestaltete Klassengemeinschaft.
Bildung und Erziehung als Grundlage für das Leben – was könnte Schule leisten? Prof. Jochen Krautz